Prof. Dr. Gerd Habermann

Von Gerd Habermann.

 

Im Park steht ein stattlicher Baum. Nicht nur, dass er uns durch sein Aussehen, seine Früchte vielleicht, seinen Schatten, seine Kühlung im Sommer erfreut und was er sonst an für uns nützlichen Funktionen bereithält. Überdies ist er spendabler Gastgeber für Vögel und allerlei Kleintiere, und an niemanden schickt er eine Rechnung. Es macht ihm auch nicht viel aus, wenn sich eines Tages eine Efeupflanze hochranken mag, die Halt aus ihm zieht und seinen kahlen Stamm sogar mit ihren Blättern schmücken kann.

 

Man lebt lange in Koexistenz zusammen, aber eines Tages hat der Efeu den Baum bis in die Krone hinauf überwachsen, und was im Winter noch wie ein grüner Schmuck aussehen mag, wird ihm zum Verderben. Der Efeu nimmt ihm Luft und Licht. Eines Tages beginnt er an seinen Ästen zu verkümmern, und es kommt der Morgen, vielleicht nach einer Sturmnacht, da sehen wir ihn umgestürzt mitsamt seiner noch grünenden Gastpflanze. Sie gehen nun gemeinsam zugrunde.

 

Dies ist ein Bild vom Kapitalismus (der Marktwirtschaft) und dem Wohlfahrtsstaat. Der Baum ist der Wirt, der Efeu der Gast, der nicht gefragt hat und der nicht zahlt.

 

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Ein Kommentar für “Der Baum und das Efeu”

  1. Lothar W. Pawliczak

    Man kann das Kapital auch mit einer Erbsensuppe vergleichen: Man kann sie essen und dann hat man sie nicht mehr. Man kann sie auch aufbewahren, dann muß man aber Erhaltungsarbeit des Kühlschranks in sie investieren. Ignoriert man den Erhaltungsaufwand, verfault die Erbsensuppe. Will man sein Kapital erhalten, muß man den Gewinn wieder investieren, oder es wird aufgezehrt. Sozialisten glauben, die Erbsensuppe gleichzeitig essen und erhalten zu können. Bei letzterem ignorieren sie noch die Natur, die ihre Sache ohne gegenwirkende Erhaltungsarbeit verdirbt. (Zeitschrift „Recherche D“, Ausgabe 8 | Februar 2020, S. 39)

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